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Beitrag vom 24.11.2006
Sarah McLachlan – Wintersong
Silvy Pommerenke
Die besinnliche Weihnachtszeit ist im Anrücken, und selbst so namhafte Künstlerinnen wie Sarah McLachlan machen nicht halt vor einer Christmas-Collection. Etwas versteckt hinter dem Albumtitel...
..."Wintersong" erahnt man nicht sofort den musikalischen Inhalt dieser Verpackung, aber bereits beim ersten Song "Happy Xmas" wird man `eiskalt` erwischt.
Mit einem Kinderchor im Hintergrund geht es bis an die Schmerzgrenze des guten Geschmacks. Zugegebenermaßen war auch schon die Umsetzung bei John Lennon, um dessen Coverversion es sich handelt, etwas arg schwülstig. Auch der zweite Song "What child is this?" fährt munter auf dem Schneemobil weiter, das direkt unter die festlich geschmückte Tanne zurauscht. Im Schritttempo wohlbemerkt. Dann aber ein Aufatmen: es folgt ein Remake von Joni Mitchells "River", und da klingt endlich auch wieder die alte Sarah McLachlan durch. Sie hat sich auf diesem Album, bis auf ein einziges Lied, das zugleich Namensgeber der CD ist, auf Fremdkompositionen gestützt. Dabei handelt es sich überwiegend um Traditionals, die jeder wohl mitsingen kann. Allerdings kommt man ganz schön in`s Frieren, wenn uns Miss McLachlan im Neckholder vor Schneelandschaft vom booklet entgegenschaut.
Bislang hat sich die Kanadierin allerdings durch die Produktion von 15 CDs, etlichen Top-Ten Nominierungen in den Weltcharts und drei gewonnenen Grammys verdient gemacht. Mit mehr als 25 Millionen verkauften Alben dürften auch finanzielle Nöte ihr unbekannt sein. Daneben hat sie das Musikfestival Lilith Fair ins Leben gerufen, bei dem von 1997 bis 1999 in Kanada und den USA insgesamt über 100 Konzerte veranstaltet wurden. Hier traten explizit weibliche Künstler auf (darunter Meredith Brooks, Sheryl Crow, Emmylou Harris und Suzanne Vega), und von den Einnahmen (insgesamt über 500.000 US-Dollar) wurden diverse Frauenprojekte gefördert.
Es mögen marktstrategische Gründe hinter der Produktion gesteckt haben - die aber verwundern bei der so erfolgreichen McLachlan – denn anders lässt sich diese Platte nicht erklären. Obgleich sie sich mit diesem Weihnachtsalbum in guter Gesellschaft befindet, da Musiker-Kolleginnen wie Aimee Mann und Diana Krall (die ihr bei "Christmas time is here" denn auch die Gegenstimme schenkt) haben ebenfalls X-mas-Platten produziert. Die Zielgruppe für diese CDs müssen schon hartgesottene Fans sein, oder Großmütter, die ihren Enkelinnen endlich mal eine CD auf den Gabentisch legen wollen, die sie garantiert noch nicht in ihrem Bestand haben. Vielleicht war es aber einfach nur eine Auftragsarbeit vom Weihnachtsmann...
AVIVA-Fazit: Christmasplatten im November sind wie Lebkuchen im August: Irgendwie unpassend. Man verdirbt sich schnell den Magen daran, und wenn das sogenannte Fest der Liebe endlich da ist, dann mag man nicht mehr – weder essen noch hören.
Sarah McLachlan im Netz: www.sarahmclachlan.com
Sarah McLachlan
Wintersong
Label: Sony BMG Music Entertainment GmbH, VÖ: November 2006.